Statement zur Initiative von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Start-up- Unternehmen ein eigenes Börsensegment zu geben, damit diese mit einer „Börse 2.0“ leichter an Finanzmittel kommen:
„Das Engagement einer in diesem Land eher überfälligen Initiative, kapitalintensive Start-ups zur Gewinnung von Risikokapital durch einen schnelleren Zugang an die Börse, an einen „Neuen Markt“, gelangen zu lassen, ist richtig, jedoch ohne Abbau der spezifischen administrativen Markteintrittshürden nicht zu erreichen.
Aus dem Preisverfall der Rohstoffe ist mal wieder zu entnehmen, dass vielmehr die Innovationen das unerschöpfliche Reservat für Wohlstand, Beschäftigung, Sinnstiftung und Chancengleichheit bilden. Das alles ist die Basis, die substantielle Grundlage einer demokratischen Gesellschaft!
Markteintrittsbarrieren sind das größte Übel in einer demokratischen Gesellschaft. Genauso zersetzend wie Korruption oder willkürliche Steuererhebung.
In Deutschland sind in vielen Bereichen so viele Markteintrittshürden vorhanden, dass ein „Neuer Markt“ genauso scheitern würde wie vor knapp 14 Jahren. Jedoch wird unsere Gesellschaft existenziell auf die Innovationen angewiesen sein, um überhaupt, insbesondere in ihrer demokratischen Verfasstheit, zu „überleben“.
Ich führe eine der bedeutsamsten Ideen der Biotechnologie, die schon seit längerem marktfähige Produkte entwickelt hat. Die Durchsetzung der Produkte stößt aber immer wieder gegen gewaltige administrative Hürden oder muss sich gegen Partikularinteressen behaupten, die sich in der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens, eine befriedete Verteilung der Gelder der Gebührenzahler, etabliert haben. Trotz gesetzlichen Auftrags nach 137e SGB V bleibt es bei der willkürlichen Abwehr von Innovationen.
Innovative Methoden unterliegen nicht der Studienanforderungsbegleitung der EMA bei Medikamenten und werden dann vom System entgolten, sondern werden von den Akteuren und Leistungsanbietern, den Bänken im G-BA, bewertet. Es ist also keine neutrale wissenschaftliche Bewertung, wie durch die EMA garantiert, dazwischen geschaltet.
Die hohen Risiken sind also auch hausgemacht, durch fehlgesteuerte Bewertungen von Gruppen, die vom gegenwärtigen Zustand des Systems profitieren und dieses faktisch beherrschen. Das hält notwendige fundamentale Innovationen vom Markteintritt ab und erhöht die Risiken. Es kommt in diesen Bereichen kaum noch zu Start-up-Gründungen. Risikokapital über die Börse würde da nicht helfen oder wir werden die gleichen Manipulationen der Banken und VCs erleben, die auch zum Scheitern des „Neuen Marktes“ geführt haben. Das wird uns in Deutschland nicht weiterbringen, sondern im Gegenteil. Alle intelligenten Kräfte werden in die USA gehen und dem Trend aus den anderen Bereichen folgen!
Aus dem gegenwärtigen Dilemma entstehen merkwürdige Formen von Gesellschaften mit Risikokapitalunterstützungen. Es finden sich Start-ups, die seit über einem Jahrzehnt etabliert sind, kein marktfähiges Produkt hervorgebracht haben, aber mit ihrer „Story“ immer noch Geld von der Börse durch Kapitalerhöhungen einsammeln. Häufig ist das Management personell und in der Entgeltung überrepräsentiert!
Ein Unternehmen wie die von mir und dem weltweit führenden Molekularwissenschaftler Prof. Dr. Dr. Mischak geführte Firma Mosaiques Diagnostics ist ohne Beispiel. Es gibt keine Investoren, die in Biotech allein investieren und sich zwölf Jahre und mehr Zeit geben.
Allein die üblichen Management-Teams im Biotech Bereich verbrauchen in der Regel mindestens eine Million Euro pro Jahr und fokussieren sich mehr auf das „Geld besorgen“ als dass sie sich um die Kerninhalte kümmern. Das ist in etwa deckungsgleich mit den BMBF-Strukturen und deren Gesellschaften wie Helmholtz/Fraunhofer et cetera. Dort wird zwar Grundlagenforschung reklamiert, aber auch die bleibt weitestgehend auf der Strecke.
Im Bereich der Biotechnologie hätte Deutschland im Gegensatz zur IT-Branche noch die meisten Möglichkeiten. Diese kann unser Land nur nicht nutzen, weil keine sinnstiftenden Koordinationen zwischen Wissenschaftsförderung, Transparenz in der Vergabe, Transparenz und Fairness beim Marktzugang bestehen, jedenfalls außerhalb der Medikamentenforschung. Die Molekularforschung bzw. deren Erkenntnisse werden den Fortschritt in der Biotechnologie im Wesentlichen in der Zukunft bestimmen. Während Googles Forschungslabor X mit Nanopartikeln auf den menschlichen Körper einwirken will, ist die frühzeitige Krankheitserkennung schön längst Realität.
Die Basis ist jetzt schon gelegt worden. Wir sollten sie gemeinsam zum Wohle Deutschlands, Europas nutzen.“